Rebecca Twigg

Rebecca Twigg
Rebecca Twigg (1999)
Rebecca Twigg (1999)
Zur Person
Geburtsdatum 26. März 1963
Nation Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Disziplin Bahnrad (Ausdauer) / Straße
Karriereende 1997
Wichtigste Erfolge
Olympische Spiele
1992 Bronze – Einerverfolgung
1984 Silber – Straßenrennen
UCI-Bahn-Weltmeisterschaften
1982, 9184, 1985, 1987, 1993, 1995 Regenbogentrikot – Einerverfolgung
Letzte Aktualisierung: 31. Oktober 2023

Rebecca Twigg (* 26. März 1963 in Seattle) ist eine ehemalige US-amerikanische Radrennfahrerin, die auf Bahn und Straße erfolgreich Rennen bestritt. Sie gewann zwei Medaillen bei Olympischen Spielen und wurde sechs Mal Weltmeisterin.

Sportliche Laufbahn

Rebecca Twigg war eine der erfolgreichsten US-amerikanischen Radsportlerinnen. Ihre Karriere umspannte nahezu zwei Jahrzehnte, von Beginn der 1980er bis Ende der 1990er Jahre, mit einer Pause von 1987 bis 1991.

Schon mit 14 Jahren besuchte die hochbegabte Rebecca Twigg eine Universität. Da sie sich dort unwohl fühlte, wandte sie sich auf Rat ihrer Mutter dem Radsport zu, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken.[1] Mit knapp 18 Jahren wurde sie das erste Mal US-amerikanische Straßen-Meisterin, nachdem sie vorher schon vier Junioren-Titel auf Bahn und Straße errungen hatte. Insgesamt errang sie 16 US-amerikanische Meistertitel. Das heimische Straßenrennen „Women’s Challenge“ gewann sie dreimal hintereinander (1984–86).

Auf der Bahn wurde Rebecca Twigg sechsmal Weltmeisterin in der Einerverfolgung (1982, 1984, 1985, 1987, 1993 und 1995); dabei stellte sie dreimal einen neuen Weltrekord auf. Als das Straßenrennen für Frauen in das olympische Programm aufgenommen wurde, wandte sie sich auch dieser Disziplin zu. Dreimal nahm Rebecca Twigg an Olympischen Spielen (1984, 1992 und 1996) teil. 1984, bei den Spielen in Los Angeles, wurde sie nur knapp von ihrer Landsmännin Connie Carpenter-Phinney geschlagen. Später gab Twigg zu, vor dem Rennen auf Anweisung des damaligen Nationaltrainers Edward Borysewicz wie andere Fahrer auch Blutdoping durchgeführt zu haben, was damals nicht ausdrücklich verboten war.[1]

Bei den Spielen 1992 in Barcelona errang Rebecca Twigg eine Bronzemedaille in der Bahn-Verfolgung. Im Vorfeld des olympischen Bahnrennens im Einzelzeitfahren 1996 in Atlanta kam es zu einem Zerwürfnis zwischen ihr und der US-amerikanischen Teamleitung, nachdem sie in der Einerverfolgung überraschend früh ausgeschieden war.[2] Weitere Gründe für den Streit waren, dass Twigg nicht das speziell entwickelte „SuperBike“ fahren wollte und auf der Akkreditierung ihres Heimtrainers Edward Borysewicz bestand. Daraufhin trat sie nicht mehr zum Rennen an. Nachdem sie bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 1997 nur Achte geworden war, trat Rebecca Twigg vom aktiven Radsport zurück.

Privates und nach dem Sport

Im Alter von 16 Jahren musste Rebecca Twigg, die als „freundlich“, aber „introvertiert“ beschrieben wird, auf Druck ihrer Mutter ihr Elternhaus verlassen. In der folgenden Zeit hatte sie kein Zuhause, sondern lebte zwischen den Rennen in Hotels oder bei Freunden. 1982 bot ihr Edward Borysewicz an, im Olympic Training Center in Colorado Springs zu wohnen und zu trainieren.[3] Ab 1986 startete sie unter dem ehelichen Namen Rebeca Whitehead, den sie nach ihrer Scheidung jedoch wieder ablegte.[4]

Im Alter von 25 Jahren stürzte Twigg und erlitt Kopfverletzungen. Daraufhin beschloss sie, mit dem Radsport zu pausieren und ihr IT-Studium zu beenden. Anschließend kehrte sie bis 1997 in den Sport zurück. Sie nahm eine Tätigkeit als Programmiererin auf, fühlte sich aber einsam, wurde zunehmend depressiv und litt unter Angststörungen. Sie hörte auf zu arbeiten, wurde obdachlos und lebt seitdem in ihrer Heimatstadt Seattle auf der Straße; zwei Ehen scheiterten. Sie selbst sagte 2019 in einem Zeitungsinterview, ein Gefühl von Schuld hindere sie daran, Hilfe anzunehmen. Sie habe Möglichkeiten in ihrem Leben bekommen, die andere nicht gehabt hätten.[3][5]

Erfolge

Bahn

1981
  • US-amerikanische Meisterin – Einerverfolgung
1982
  • Regenbogentrikot Weltmeisterin – Einerverfolgung
  • US-amerikanische Meisterin – Einerverfolgung
1984
  • Regenbogentrikot Weltmeisterin – Einerverfolgung
  • US-amerikanische Meisterin – Sprint, 1000-Meter-Zeitfahren, Einerverfolgung, Punktefahren
1985
1986
  • Silbermedaille Weltmeisterschaft – Einerverfolgung
  • US-amerikanische Meisterin – Einerverfolgung, 1000-Meter-Zeitfahren
1987
1992
  • Bronze Olympische Spiele – Einerverfolgung
  • US-amerikanische Meisterin – Einerverfolgung
1993
1995
  • Regenbogentrikot Weltmeisterin – Einerverfolgung
  • US-amerikanische Meisterin – Einerverfolgung, 1000-Meter-Zeitfahren
1996
  • US-amerikanische Meisterin – Einerverfolgung
1997
  • US-amerikanische Meisterin – Einerverfolgung

Straße

1982
  • US-amerikanische Meisterin – Einzelzeitfahren
1983
1984
1987
1992
  • US-amerikanische Meisterin – Straßenrennen, Kriterium
1994
  • US-amerikanische Meisterin – Einzelzeitfahren
  • Rebecca Twigg in der Datenbank von Radsportseiten.net
  • Rebecca Twigg in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)

Einzelnachweise

  1. a b Sportsillustrated.CNN.com: "Free Wheeling" (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) (englisch)
  2. Washingtonpost.com: "Best U.S. Cyclist Quits Team" (englisch)
  3. a b Tereza Antonova: From Being America’s Most Talented Cyclist to Being Homeless. - We Love Cycling magazine, 2. Oktober 2019, abgerufen am 4. November 2019 (englisch). 
  4. Deutscher Radsport-Verband der DDR (Hrsg.): Der Radsportler. Nr. 45/1987. Berlin 1987, S. 6. 
  5. Yves Tardent, Claudia Rey: Obdachlose Olympiasieger, depressive Weltmeister und andere gefallene Spitzensportler. In: nzz.ch. 19. April 2019, abgerufen am 4. November 2019. 

1958 Ljubow Kotschetowa | 1959, 1960, 1962, 1963 Beryl Burton | 1961, 1964, 1965, 1966 Yvonne Reynders | 1967, 1970–1974 Tamara Garkuschina | 1968, 1969 Raissa Obodowskaja | 1975, 1976, 1978, 1979 Keetie van Oosten-Hage | 1977 Wera Kusnezowa | 1980, 1981 Nadeschda Kibardina | 1982, 1984, 1985, 1987, 1993, 1995 Rebecca Twigg | 1983 Connie Carpenter-Phinney | 1986, 1988, 1989 Jeannie Longo-Ciprelli | 1990, 2001–2003 Leontien Zijlaard-van Moorsel | 1991 Petra Rossner | 1994, 1996, 1999 Marion Clignet | 1997 Judith Arndt | 1998 Lucy Tyler-Sharman | 2000 Yvonne McGregor | 2004 Sarah Ulmer | 2005 Katie Mactier | 2006, 2007, 2010, 2011, 2013 Sarah Hammer | 2008 Rebecca Romero | 2009, 2012 Alison Shanks | 2014 Joanna Rowsell | 2015, 2016 Rebecca Wiasak | 2017, 2018, 2020, 2023 Chloé Dygert | 2019 Ashlee Ankudinoff | 2021 Lisa Brennauer | 2022 Franziska Brauße

1953, 1954, 1956, 1957 Nancy Neiman | 1966, 1970 Audrey McElmury | 1967–1969 Nancy Burghart | 1971 Mary Jane Reoch | 1972 Debbie Bradley | 1973 Eileen Brennan | 1974 Jane Robinson | 1975 Linda Stein | 1976, 1977, 1979, 1981 Connie Carpenter-Phinney | 1978 Barbara Hintzen | 1980 Beth Heiden | 1982 Sue Novara | 1983 Rebecca Twigg | 1984, 1985 Rebecca Daughton | 1986 Katrin Tobin | 1987 Janelle Parks | 1988 Inga Benedict | 1989 Juli Furtado | 1990 Ruthie Matthes | 1991, 1993 Inga Thompson | 1992, 1994, 1995 Jeanne Golay | 1996 Deirdre Demet-Barry | 1997 Louisa Jenkins | 1998 Pamela Schuster | 1999 Mari Holden | 2001 Kimberly Bruckner | 2002 Jessica Phillips | 2004, 2006 Kristin Armstrong | 2005 Katheryn Curi Mattis | 2007, 2010 Mara Abbott | 2008 Brooke Miller | 2009 Meredith Miller | 2011 Robin Farina | 2012, 2015, 2016 Megan Guarnier | 2013 Jade Wilcoxson | 2014 Alison Powers | 2017 Amber Neben | 2018 Coryn Rivera | 2019 Ruth Winder | 2021 Lauren Stephens | 2022 Emma Langley | 2023 Chloé Dygert

US-amerikanische Meisterinnen im Sprint

1967, 1968 Nancy Burghart | 1970 Jeanne Kloska | 1971, 1973, 1976, 1981 Sheila Young | 1972, 1974, 1975, 1977–1980 Sue Novara | 1982, 1983, 1985, 1987–1989, 1992, 1994–1996 Connie Paraskevin-Young | 1984 Rebecca Twigg | 1986 Maria Wisser | 1990, 1991 Renee Duprel | 1993 Lucy Tyler-Sharman | 1997 Nicole Reinhart | 2005–2007 Jennie Reed | 2008 Cari Higgins | 2011 Dana Feiss | 2012 Christin Walker | 2013 Tela Crane | 2014 Melissa Erickson | 2015, 2017, 2018 Madalyn Godby | 2016, 2019, 2022 Mandy Marquardt

Die Resultate sind nicht vollständig.

1975 Mary Jane Reoch 1976, 1977 Lyn Lemaire | 1978 Esther Salmi | 1979, 1980 Beth Heiden | 1981 Connie Carpenter-Phinney | 1982, 1993, 1994 Rebecca Twigg | 1983 Cindy Olavarri | 1984 Patti Cashman | 1985 Elizabeth Larsen | 1986 Jane Marshall | 1987 Inga Benedict | 1988 Phyllis Hines | 1989, 1992 Jeanne Golay | 1990, 1991 Inga Thompson | 1995, 1996, 1998–2000 Mari Holden Paulsen | 1997 Elizabeth Emery | 2001–2003 Kimberly Bruckner | 2004 Christine Thorburn | 2005–2007, 2015 Kristin Armstrong | 2008, 2014 Alison Powers | 2009 Jessica Phillips | 2010, 2011 Evelyn Stevens | 2012, 2017–2019 Amber Neben | 2013, 2016 Carmen Small | 2022 Leah Thomas | 2021, 2023 Chloé Dygert

Personendaten
NAME Twigg, Rebecca
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanische Radrennfahrerin
GEBURTSDATUM 26. März 1963
GEBURTSORT Seattle