Wilhelm von Engerth

Wilhelm Engerth, Lithografie von Franz Eybl (1858)
Wilhelm von Engerth, Lithographie von Josef Anton Bauer (1879)

Wilhelm Engerth, ab 1862 Wilhelm Ritter von Engerth und ab 1875 Wilhelm Freiherr von Engerth, (* 26. Mai 1814 in Pleß, Oberschlesien, Königreich Preußen; † 4. September 1884 in Leesdorf, Gemeinde Baden bei Wien, Niederösterreich) war ein deutsch-österreichischer Architekt, Maschinenbauingenieur und Hochschullehrer. Bekannt wurde er als der Entwickler der ersten praxistauglichen Gebirgslokomotive. Für seine Verdienste wurde er 1875 in den Freiherrnstand erhoben.

Biografie

Wilhelm Engerth war der Sohn eines Hofmalers des Herzogs von Anhalt-Köthen und besuchte im galizischen Lemberg die Schule. Anschließend studierte Engerth ab 1834 in Wien erst das Baufach, dann das Maschinenbaufach und ging darauf als Architekt nach Galizien, wo er bald mit zahlreichen Aufträgen betraut wurde. Er kehrte nach Wien zurück, um sich dem Maschinenbau zu widmen, wurde Assistent der Mechanik am Polytechnischen Institut in Wien, dann supplierender Professor der darstellenden Geometrie und 1844 Professor der Mechanik und Maschinenlehre am Joanneum in Graz. Hier soll er u. a. von Erzherzog Johann sehr geschätzt worden sein.[1]

Von Handelsminister Baron Bruck zum Preisrichter des Semmerings-Wettbewerbs ernannt, konstruierte Engerth anschließend für den Betrieb auf der Semmeringbahn aus den Vorzügen der angetretenen Lokomotiven einen neuen Typus Gebirgslokomotive, weltweit die erste Stütztenderlokomotive. Diese entsprach den Anforderungen so vollkommen, dass in der Folge die sogenannte Engerth-Lokomotive vielfach Anwendung fand.

Wilhem Engerth wurde 1850 zum technischen Rat bei der Generaldirektion für Eisenbahnen ernannt, übernahm später im österreichischen Handelsministerium das Referat für Maschinenwesen, trat 1855 bei der Staatseisenbahn-Gesellschaft (StEG) als Zentraldirektor ein und wurde später deren Generaldirektor.

1859 war er Mitglied der Zoll-Enquetekommission, 1860 verließ er den Staatsdienst. Er arbeitete an der Reorganisation der technischen Studien in Österreich und war auch ein Förderer der Wiener Donauregulierung. Er erfand das Schwimmtor, durch das der Donaukanal gegen das Eindringen von Eismassen geschützt wurde. Bei der Wiener Weltausstellung 1873 fungierte er als Chef des gesamten Ingenieurwesens und leitete als Chefingenieur den Bau der Ausstellungshallen. Er setzte sich weiters für die Durchtunnelung des Arlbergs ein. 1874 wurde er in das Herrenhaus des österreichischen Reichsrats berufen und 1875 in den Freiherrnstand erhoben. Er starb am 4. September 1884 in Leesdorf.

Sein Bruder war der Maler Eduard von Engerth.

Im Jahr 1886 wurde in Wien die im 2. und 20. Bezirk gelegene Engerthstraße nach ihm benannt.

Schriften

  • Die Lokomotive der Staats-Eisenbahn über den Semmering. Resultate der Erprobung der Kettenkuppelung an der Preis-Lokomotive Bavaria, Erörterung der Konstruktionen des Wilhelm Engerth. Bildliche Darstellungen der einfachen Maschinen in isometrischer Projection, entworfen von Wilhelm Engerth. Wien 1845.
  • Konkurs-Lokomotive und Beschreibung mehrerer projektirten Gebirgs-Lokomotive, mit einem Atlas von 13 Kupfertafeln und einem lithographischen Längenprofile der Semmeringbahn. In: Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur-Vereins, 1853/1854. (als Sonderdruck mit dem Umschlagtitel: Semmering Locomotive.)
  • Personen- und Lastwagen, Tender-Ausrüstung, Werkstätten-Einrichtung und Werkzeuge. Zeichnungen aus der K. K. Österreichischen Staatseisenbahn-Gesellschaft. Wien 1857.
  • Das Schwimmthor zur Absperrung des Wiener Donaucanales. Wien 1884.

Auszeichnungen

  • 1854: königlich belgischer Leopoldsorden[2]

Literatur

Weblinks

Commons: Wilhelm von Engerth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ANNO, Wiener Weltausstellungs-Zeitung / Int. Ausstellungs-Zeitung, 1873-02-26, S. 1. Abgerufen am 21. Juni 2023. 
  2. Amtlicher Teil. In: Wiener Zeitung, 27. Dezember 1854, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
Professuren an der Fakultät für Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität Graz

1. Institut für Mechanik: Josef von Aschauer (1827–1843) | Wilhelm von Engerth (1844–1850) | Josef Klotz (1852–1861) | Vinzenz Hausmann (1963–1865) | Ferdinand Lippich (1865–1873) | Franz Stark (1873–1886) | Ferdinand Wittenbauer (1887–1922) | Karl Federhofer (1923–1956) | Alexander Kromm (1957–1975) | Karl Wohlhart (1975–1996) | Andrés Kecskeméthy (1996–2002) | Walter Sextro (2004–2009) | Katrin Ellermann (seit 2010)

2. Institut für Wärmetechnik: Franz Hlawatschek (1865–1902) | Ernest Bendl (1903–1922) | Robert Engel (1924–1949) | Paul Gilli (1949–1966) | Paul Victor Gilli (1969–1994) | Beate Reetz (1996–2004) | Jürgen Karl (2007–2011) | Christoph Hochenauer (seit 2012) | Robert Scharler (2015–2018)

3. Institut für Werkstoffkunde, Fügetechnik und Umformtechnik: Rudolf Kulmer (1869–1894) | Maximilian Kraft (1894–1904) | Heinrich Krausz (1904–1915) | Alfons Leon (1918–1934) | Adolf Härtel (1934–1845) | Adolf Slattenschek (1949–1953) | Carl Englisch (1954–1955) | Robert Musyl (1956–1964) | Theodor Povse (1965–1981) | Horst-Hannes Cerjak (1982–2008) | Ralf Kolleck (2004–2016) | Christoph Sommitsch (seit 2009) | Bernhard Sonderegger (2015–2020) | Sergio Amancio-Filho (seit 2018)

4. Institut für Maschinenelemente und Entwicklungsmethodik: Josef Bartl (1882–1887) | Rupert Böck (1887–1890) | Josef Bartl (1890–1913) | Wilhelm Heyn (1918–1941) | Arpad Steller (1941–1965) | Waldemar Jud (1966–1996) | Gunter Jürgens (1996–2013) | Hannes Hick (seit 2015)

5. Institut für Hydraulische Strömungsmaschinen: Robert Honold (1916–1927) | Robert Thomann (1928–1941) | Karl Lindner (1941–1945) | Egon Niedermayer (1947–1969) | Gerhard Ziegler (1970–1993) | Helmut Jaberg (1995–2021) | Peter Meusburger (seit 2021)

6. Institut für Thermodynamik und nachhaltige Antriebssysteme: Julius Magg (1921–1931) | Hans List (1933–1941) | Anton Pischinger (1943–1977) | Rudolf Pischinger (1970–2004) | Erich Huttmann (1978–1998) | Karl Pucher (1980–2001) | Günter Kraßnig (1981–2002) | Gerhard Taucar (1981–2002) | Wolfgang Hirschberg (2003) | Helmut Eichlseder (seit 2004)

7. Institut für Fertigungstechnik: Adolf Härtel (1931–1945) | Robert Musyl (1964–1975) | Hans Georg Wiebach (1978–1989) | Adolf Frank (1980–2006) | Franz Haas (seit 2013) | Rudolf Pichler (2015–2018)

8. Institut für Festigkeitslehre: Josef Pirkl (1935–1945) | Ernst Tschech (1948–1979) | Christian Celigoj (1985–2014) | Thomas Hochrainer (seit 2017)

9. Institut für Strömungslehre und Wärmeübertragung: Hans Lechner (1944–1973) | Walter Gretler (1968–1996) | Uwe Schaflinger (1998–2000) | Günter Brenn (seit 2003)

10. Institut für Betriebswirtschaftslehre und Betriebssoziologie: Max Pietsch (1955–1973) | Walter Veit (1974–1996) | Ulrich Bauer (seit 1997)

11. Institut für Thermische Turbomaschinen und Maschinendynamik: Franz Mramor (1965–1968) | Herbert Jericha (1970–2000) | Günther Zhuber-Okrog (1978–1993) | Franz Heitmeir (2002–2023) | Robert Krewinkel (seit 2023)

12. Institut für Technische Logistik: Kurt Bauer (1967–1984) | Jörg Oser (1985–2008) | Dirk Jodin (2009–2017) | Domenik Kaever (seit 2023)

13. Institut für Innovation und Industrie Management: Hans H. Hinterhuber (1970–1974) | Josef Wohinz (1979–2011) | Christian Ramsauer (seit 2011)

14. Institut für Unternehmungsführung und Organisation: Reinhard Haberfellner (1979–2010) | Stefan Vorbach (seit 2011)

15. Institut für Fahrzeugsicherheit: Hermann Steffan (seit 2004)

16. Institut für Fahrzeugtechnik: Wolfgang Hirschberg (2004–2011) | Peter Fischer (seit 2013)

17. Institut für Maschinenbau- und Betriebsinformatik: Siegfried Vössner (seit 2003)

18. Institut für Betriebsfestigkeit und Schienenfahrzeugtechnik: Martin Leitner (seit 2021)

Normdaten (Person): GND: 127584145 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 65033636 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Engerth, Wilhelm von
ALTERNATIVNAMEN Engerth, Wilhelm; Engerth, Wilhelm Ritter von; Engerth, Wilhelm Freiherr von
KURZBESCHREIBUNG deutsch-österreichischer Architekt, Maschinenbau-Ingenieur und Hochschullehrer
GEBURTSDATUM 26. Mai 1814
GEBURTSORT Pleß, Schlesien
STERBEDATUM 4. September 1884
STERBEORT Leesdorf, Baden, Niederösterreich