Burg Nieder-Modau

Burg Nieder-Modau
Reliefbild des Burgstalles

Reliefbild des Burgstalles

Staat Deutschland
Ort Nieder-Modau
Entstehungszeit 8./11. Jahrhundert (vermutet)
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Burgstall
Geographische Lage 49° 48′ N, 8° 44′ O49.806865498.74149621280Koordinaten: 49° 48′ 24,7″ N, 8° 44′ 29,4″ O
Höhenlage 280 m ü. NHN
Burg Nieder-Modau (Hessen)
Burg Nieder-Modau (Hessen)

Die Burg Nieder-Modau ist eine abgegangene Höhenburg auf dem Schloßberg bei Modau (Ober-Ramstadt), heute ein Stadtteil von Ober-Ramstadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg in Hessen.

Lage

Die Burg lag auf dem kegelförmigen, ca. 280 Meter hohen, damals unbewaldeten Schloßberg nördlich von Nieder-Modau und südlich von Ober-Ramstadt, ungefähr 12 Kilometer südöstlich von Darmstadt im Gebiet des vorderen Odenwaldes. Der Schlossberg wird hier von der Modau in einer halben Schleife von Südwesten nach Norden an der steilen Westflanke umflossen.[1][2] Im Osten lief der Schlossberg flacher aus; hier floss vom gleichnamigen Ort der Rohrbach östlich um den Berg herum und mündete nördlich in die Modau. Östlich liegen steilere Gräben und Rinnen, möglicherweise Reste eines früheren Steinbruches.

Geschichte

Informationstafel am Aufgang zum Burggraben im Süden
Informationstafel am Aufgang zum Burggraben im Süden

Die Entstehung der bis heute namenlosen und urkundlich nicht fassbaren Burg kann bisher nicht genau datiert werden. Eine der Vermutungen lautet, dass sie um 1200 von den Herren von Crumbach errichtet worden sein muss.[3] Auch ein Burgenbau durch den Ortsadel wird vermutet. 1247 wird ein Gerhardus de Muda als Burgmann auf der nahen katzenelnbogischen Burg Auerberg beurkundet. Klar ist, dass die Burg nur im Auftrag der damaligen katzenelnbogener Landesherren erbaut werden konnte, da das Modautal Teil der Obergrafschaft Katzenelnbogen war.

Der Roßdorfer Geometer Georg Wilhelm Justin Wagner beschrieb im Jahr 1835 die Anlage auf Grund ihrer Überreste wie folgt:

„Die Ebene auf dem Schloßberg hat die Form einer Ellipse, deren lange Axe 284 und deren kurze 184 Fuß lang ist und einen Umfang von 73 1/2 und einen Flächengehalt von 410 Klaftern hat. Diese Fläche scheint von einer Ringmauer umgeben gewesen zu sein, wenigstens finden sich an einzelnen Stellen noch Reste dieser sehr festen und dicken Mauer, die theilweise noch einige Fuß Uber dle Erde hervorragt, Diese Mauer ist nach außen hin von einem Graben begrenzt, der Jetzo noch, nach der Mauerseite, eine Tiefe von 20 Fuß hat.“[4]

Mauerfundamente der Gebäude innerhalb des Areals waren zu diesem Zeitpunkt noch zu sehen.[4]

Die Burg wurde wahrscheinlich zwischen 1379 und 1382 im Zuge regionaler Konflikte des Löwenbundes mit der Stadt Frankfurt zerstört.[5][6] Letzter Burgherr war angeblich Ritter Werner Kalb aus Reinheim, der als Raubritter in die Geschichtsbücher einging.[7][8] Rund um den Schlossberg wurden zahlreiche Geschosssteine gefunden, die vermuten lassen, dass die Angreifer und auch die Verteidiger Bliden einsetzten. Die Ruine der Burg diente danach jahrhundertelang als Steinbruch.

Schon 1576 war der Burgstall nur noch als Flurbezeichnung „Alte Burg“ in Erinnerung.[9]

Fundamente der Ringmauer wurden 1827 bei Grabungen freigelegt, Steine der Gebäudefundamente im Innern der Burg wurden für den Straßenbau ausgerissen.[10] 1830 ließ der Oberförster Friedrich Heyer die noch übrig gebliebenen Mauerreste entfernen, die Fläche wurde eingeebnet und mit Schwarzkiefern aufgeforstet. Diese wurden 1953/54 gefällt und durch Linden ersetzt. Die Wälle und der südliche Zugang zur Burg lassen sich noch heute im Gelände gut ausmachen.

Beschreibung

Nach den Beschreibungen von Georg Wilhelm Justin Wagner kann die Anlage als eine Höhenburg mit umlaufender, Südwest nach Nordost ausgerichteter, ellyptischer Ringmauer und einem tiefen vorgelagerten Graben beschrieben werden. Ihr Umfang lässt sich für den Graben mit etwa 265 Meter bestimmen, die Burgfläche beträgt etwas mehr als 5000 Quadratmeter.[11] Fundamentreste ließen den Schluss mehrerer Burggebäude zu; runde Fundamente ließen ihn einen Bergfried schlussfolgern. Gebrannter Lehm, Hohlziegel und behauene Sandsteine scheinen die typischen Fachwerkgebäude auf gemauerten Fundamenten zu belegen. Gefundene Lanzen- und Pfeilspitzen nebst Knochenfunden von Damm- und Rehwild, Schweinen, Hasen und Kleinstvögeln belegen die gehobene Ernährung auf der mittelalterlichen Burg. Wagner belegt die Zerstörung der Burg mit verkohlten Balkenresten und vielen Brandstellen an den Fundamentresten.[12] Er beschreibt außerdem auf der Burg den Eingang eines unterirdischen Ganges in Richtung der sogenannten Alten Schloßmühle. Die Mühle war vermutlich zur Versorgung der Burg angelegt, wurde aber erst 1486 urkundlich erwähnt.[10]

  • Blick aus Südosten zum Schlossberg mit dem Burgstall
    Blick aus Südosten zum Schlossberg mit dem Burgstall
  • Relief vom Burgstall mit Bauten nach Wagner[13] und Krahe[14]
    Relief vom Burgstall mit Bauten nach Wagner[13] und Krahe[14]
  • Über den Burggraben aufgeschütteter Zugang im Süden
    Über den Burggraben aufgeschütteter Zugang im Süden
  • Burgstall, Vertiefung mittig: ehem. Standort des Bergfriedes
    Burgstall, Vertiefung mittig: ehem. Standort des Bergfriedes
  • Steine (Basalt, vermutlich von Gebäuden) und halbzerstörte Blidenkugel (heller, Granit) auf dem Burgplateau
    Steine (Basalt, vermutlich von Gebäuden) und halbzerstörte Blidenkugel (heller, Granit) auf dem Burgplateau
  • Panorama des Burgstalles vom Burggraben im Westen
    Panorama des Burgstalles vom Burggraben im Westen
  • Der flachere Burggraben im Nordosten mit großen Steinen im äußeren Burgwall
    Der flachere Burggraben im Nordosten mit großen Steinen im äußeren Burgwall

Literatur

  • Hans von der Au: Die Namen der Gemarkungen Ober- und Nieder-Modau im Odenwald. Gießen/Marburg 1942. S. 71 ff.
  • Arthur Funk: Zur Geschichte des Schloßbergs bei Nieder Modau. Ober-Ramstadt 1985.
  • Arthur Funk: Die Burg in Nieder-Modau. In: Werner Hahn: Ober-Ramstadt – Eine Chronik zur Geschichte der Stadt. Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Ober-Ramstadt, Ober-Ramstadt 2010, ISBN 978-3-9813356-0-6, S. 145–147.
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Auflage, Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 527.
  • Walter Möller: Die Zerstörung der Burg Modau. In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breubergbundes, Jg. 2 (1955), S. 51.
  • Konrad Ruser: Zur Geschichte der Gesellschaften von Herren, Rittern und Knechten in Süddeutschland während des 14. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, Jg. 34/35 (1975/1976), S. 1–100.
  • Thomas Steinmetz: Der Südwestzipfel des Wildbanns Dreieich im Odenwald – ein Beitrag zur Geschichte des oberen Modautales und der Burg Nieder-Modau. In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes, 61. Jahrgang (2014) Heft 2, S. 43–62.
  • Olaf Wagener: Die Belagerung und Zerstörung der Burg in Nieder-Modau 1382 – Neue Erkenntnisse zu Belagerungsanlagen. In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes, Nr. 60/1 (2013), S. 23–28.
  • Georg Wilhelm Justin Wagner: Der Schloßberg bei Niedermodau. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. Abschnitt XXIII, Band 1, Verlag Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1835, S. 401–405.
  • Georg Wilhelm Justin Wagner: Schloßberg. In: Wüstungen im Großherzogtum Hessen, Hofbuchhandlung G. Jonghaus, Darmstadt 1862, S. 108–109.
  • Olaf Wagener: Die Belagerung und Zerstörung der Burg in Nieder-Modau 1382: neue Erkenntnisse zu Belagerungsanlagen. In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes, 60. Jahrgang (2013), S. 23–28.
  • Hans H. Weber: Der Schloßberg zwischen Ober-Ramstadt und Nieder-Modau (30.) In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes, 8. Jahrgang (1961) Heft 4, S. 121.
Commons: Burg Nieder-Modau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Burg Modau auf www.burgenwelt.org
  • Eintrag zu Burg Nieder-Modau in der privaten Datenbank Alle Burgen.
  • Historische Rekonstruktionszeichnung aus Burgrekonstruktion.de

Anmerkungen

  1. Hans H. Weber: Der Schloßberg zwischen Ober-Ramstadt und Nieder-Modau. In: Der Odenwald, Zeitschrift des Breuberg-Bundes, 1961, Heft 4, S. 121.
  2. Hans H. Weber: Anmerkungen zu einer Burgenkunde des Odenwaldes. In: Der Odenwald, Zeitschrift des Breuberg-Bundes, 1963, Heft 3, S. 76.
  3. Rudolf Kunz in: Arthur Funk: „Zur Geschichte des Schloßbergs bei Nieder Modau“, 1985
  4. a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Der Schloßberg bei Niedermodau. S. 401 f.
  5. Georg Wilhelm Justin Wagner: Der Schloßberg bei Niedermodau. S. 405.
  6. Arthur Funk: Die Geschichte des Schloßbergs bei Nieder-Modau. Ober-Ramstadt 1985, S. 58.
  7. Darmstädter Kreisblatt, 22. September 1982: Ritter Werner Kalb raubte am liebsten Kaufleute aus.
  8. Die Reichsministerialen von Dornberg (vor 1160 jene von Hagen-Münzenberg) sind (…) bis zu ihrem Aussterben als maßgebliche Herrschaftsträger im oberen Modautal sowie als wahrscheinlichste Erbauer und Besitzer der Burg bei Nieder-Modau zu vermuten. Thomas Steinmetz: Der Südwestzipfel des Wildbanns Dreieich im Odenwald – ein Beitrag zur Geschichte des oberen Modautales und der Burg Nieder-Modau. In: Der Odenwald, Zeitschrift des Breuberg-Bundes, 2014, Nr. 2, S. 59.
  9. Eintrag zu Burg Nieder-Modau in der privaten Datenbank Alle Burgen.
  10. a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Der Schloßberg bei Niedermodau. S. 402.
  11. Entnommen den Hessischen Landesdaten: Rohdaten: Land Hessen, gds.hessen.de, vermessen mit dem hessischen Windatlas.
  12. Georg Wilhelm Justin Wagner: Der Schloßberg bei Niedermodau. S. 402 f.
  13. Georg Wilhelm Justin Wagner: Der Schloßberg bei Niedermodau. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. Abschnitt XXIII, Band 1, Verlag Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1835, S. 401–405.
  14. Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters. Grundriss-Lexikon, Würzburg 1994. S. 439.

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